Geschichte

Der „Halbe Mond“ fand erstmals Anfang des 17. Jahrhunderts als Adelshof Erwähnung. Im Laufe der Jahrhunderte wurde er hauptsächlich als Gasthof genutzt. Aus diesem Grund war er auch in zahlreichen Reiseführern des 19. Jahrhunderts zu finden, denn die Gegend um Heppenheim war damals ein beliebtes Reiseziel für das gehobene Bildungsbürgertum, welches auf den Spuren bekannter Dichter und Schriftsteller auch in die Stadt Heppenheim reiste.

Besondere Bekanntheit erlangte der Gasthof „Halber Mond“ als zentrale Station im Hinblick auf die demokratische Entwicklung in Deutschland. 1847 wählten ihn führende Liberale aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage in der damaligen Grenzstadt Heppenheim als Treffpunkt für die sogenannte „Heppenheimer Versammlung“. Sie fiel in die Vorbereitungszeit der Märzrevolution, die im Ergebnis zum ersten frei gewählten Parlament für ganz Deutschland führte. Ziel der Heppenheimer Versammlung am 10. Oktober 1847 war es, eine Abstimmung der kommunalen Politik zu erreichen, um die Idee der deutschen Einigung voranzubringen und die Bürgerrechte zu stärken. Die Teilnehmer forderten vor allem Pressefreiheit, die Trennung von Verwaltung und Justiz, das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden sowie die Befreiung von Frondiensten. Unter den Teilnehmern der Heppenheimer Versammlung waren Kaufleute, Juristen, Winzer, Journalisten und Abgeordnete, wie z. B. der bekannte Liberale Heinrich von Gagern, der spätere Präsident der Frankfurter Nationalversammlung. Viele Teilnehmer der Heppenheimer Versammlung wurden später Abgeordnete der Nationalversammlung. Aufgrund der historischen Bedeutung des Ortes wurde 101 Jahre nach der Heppenheimer Versammlung die Freie Demokratische Partei in Heppenheim gegründet. Der damalige Vorsitzende der FDP, Theodor Heuss, wurde 1949 zum ersten deutschen Bundespräsidenten gewählt.

Im Laufe der Zeit wurde der Gasthof immer wieder erweitert, bis er im Jahr 1911 durch einen Brand zerstört und bald darauf nach den Plänen von Heinrich Metzendorf durch Karl Michael Seibert neu aufgebaut wurde.

Nach dem Tod von Seibert bewirtschafteten verschiedene Wirte den Gasthof, bis er in den 70er Jahren von der Stadt Heppenheim erworben und 1975 als Bürgerhaus eingeweiht wurde.

Ab 2008 wurde der historisch bedeutsame Gasthof „Halber Mond“ sorgfältig restauriert. Seit Juni 2011 steht er den Besuchern – nach wie vor auch für Diskussionen über die politische Situation – wieder offen. Das hauseigene Bier und die gute Küche laden dabei zum Verweilen ein.